Wassermühle

Walkmühle Siegburg = Siegwerke

Geschichte

ab 1182
Die Abtei Siegburg besitzt das Mühlenrecht an den Flüssen Sieg und Sülz
(Treptow, Mühlenstraße, S. 15).

1338
Erste Erwähnung der Mühlengasse, heute Mühlenstraße, als „Mulengasse/Moilengasse“
(Treptow, Mühlenstraße, S. 15).

ohne Datierung
Die Walkmühle lag vor dem Mühlentor, also außerhalb der Stadtmauer zwischen dem Mühlengraben und der Maar.
(Treptow, Mühlenstraße, S. 15).

1389
Erwähnung der Walkmühle
(Treptow, Mühlenstraße, S. 15).

ohne Datierung
Die Walkmühle war durch die Jahrhunderte hindurch von der Wollweberzunft gepachtet worden; Lage: in der Nähe der Kornmühle
(Treptow, Mühlenstraße, S. 18).

1632 bis 1635
Die Schweden halten Siegburg besetzt. Häuser werden abgebrochen oder verbrannt, insbesondere die Häuser vor der Stadtmauer.
(Treptow, Mühlenstraße, S. 20).

zwischen 1636 und 1647
Erstellung des Merianstichs: dieser zeigt nur eine Mühle vor der Stadtmauer; vermutlich handelt es sich dabei um die Walkmühle
(Treptow, Mühlenstraße, S. 19, 21).

1639/1640
In einem Verzeichnis über die Siegburger Häuser und Gärten lautet die Eintragung 1639/1640: „Wird die Mull nicht mehr gebraucht“.
(Treptow, Mühlenstraße, S. 21).

Mitte 17. Jahrhundert
Auf dem Merian-Stich sind im Bereich des Mühlenviertels mehrere Mühlen eingezeichnet.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 278).

17. Jahrhundert
Auf dem Merian-Stich sind Wassermühlen zu sehen.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, L-R).

ohne Datierung
Die Walkmühle gehört der Abtei auf dem Michaelsberg
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 278).

1805
Die Walkmühle kommt nach der Auflösung der Abtei durch Versteigerung an eine Privatperson, die die Mühle weiter betrieb.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 278).

1820, 28. Juli
Der Mühlengraben wird Staatseigentum
(Römer, Mühlengraben, S. 23).

1839, 20. Juni
Seitens des Fabrikanten Rolffs wird mit den Mühlenbesitzern der Stadt Siegburg eine Vereinbarung getroffen, Grund hierfür waren die Voraussetzungen für die Erlaubnis zur Benutzung des Mühlengrabens. Neben einer Konzession durch die preußische Regierung in Düsseldorf war die Zustimmung sämtlicher Mühlenbesitzer der Stadt notwendig. Letztere Auflage sollte verhindern, dass durch neu hinzu gekommene Wasserkraftbenutzer die bestehenden Rechte von Mühlenbetreibern beeinträchtigt wurden; d. h., die neueinzurichtenden Anlagen durften die Durchflussmenge des Wassers im Mühlengraben und die Einstauhöhe vor jedem Mühlenschütz nicht beeinträchtigen.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 281).

1840
Ansiedlung der Kattundruckerei Siegfeld Rolffs & Co.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

nach 1840
Obwohl 1839 alle Siegburger Mühlenbesitzer der Mitbenutzung des Mühlengrabenwassers durch die Kattunfabrik zugestimmt hatten, gab es schon bald die verschiedensten Streitigkeiten. Als wichtigster Streitpunkt tauchte immer wieder die Beschuldigung auf, dass durch übermäßigen Wasserentzug die weiter unterhalb liegenden Mühlen in ihrem Betrieb beeinträchtigt würden.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 281).

1850er Jahre
Die Inhaber der Kattunfabrik kaufen die Mühlen im Stadtbereich auf, um sich hier eine bessere Einflussbasis zu verschaffen.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 282).

1858, September
Aus einem „Verzeichnis der Besitzer der Mühlen zu Siegburg“ geht hervor, dass die Walkmühle zu einer Öl-, Loh- und Gerstenmühle umgewandelt worden war. Inhaber ist die Firma Gebrüder Breidt mit Wohnsitz in Siegburg. Teilhaber sind Josef Breidt, Peter Breidt, Franz Breidt, Anna Maria Pütz Witwe, einzige Erbin des verstorbenen Anselm Breidt, jetzt Ehefrau von Josef Breidt.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 282, 283).

Mitte 19. Jahrhundert und später
Bau der 1988 noch vorhandenen Gebäude
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1880er Jahre
Erstellung eines Abzweigs des Mühlengrabens
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1897
Ernst Rolffs erfindet den Kupfertiefdruck in den Laboratorien der Kattunfabrik
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1907
Gründung der Siegwerkindustrie GmbH, chemisches Laboratorium, im Gelände der Kattunfabrik.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1911
Gründung der Tiefdruckfarbenfabrik durch die Fabrikantenfamilie Rolffs und Keller
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1914
Stilllegung der Rolffschen Kattunfabrik
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1914
Das Siegwerk übernimmt das Firmenvermögen der aufgelösten Kattunfabrik Siegfeld m.b.H., vormals Rolffs & Comp.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 280).

1918
Die Rolffsche Kattunfabrik geht in die Siegwerkindustrie, chemisches Laboratorium, über.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1921
Das Siegwerk übernimmt das Firmenvermögen der Deutschen Photogravur AG
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 280).

1926, 21. April
Der Siegburger Stadtrat beschließt unter anderem den Ankauf der Grundstücke „An den Mühlen“ mit aufstehenden Fabrikgebäuden, Wasserkraftanlagen, Wohnhaus und Stallungen.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 280).

1926, 29. September
Die Grundstücke „An den Mühlen“ werden durch die Stadt Siegburg von der Firma Siegwerk Industrie-Gesellschaft m.b.H. käuflich erworben.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 280).

1920er Jahre
Die Firma erhält den Namen Siegwerk Farbenfabrik Keller, Dr. Rung & Co.
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1936, 27. März
Eine Zeitungsnotiz aus dem „Westdeutschen Beobachter“ bringt unter der Überschrift „Dynamit verschönert das Stadtbild“ die Nachricht, dass man die Reste von Lohmühle, Ölmühle, Walkmühle und Papiermühle gesprengt habe, da „... die hohen stillosen Backsteingebäude im schönsten Teil Alt-Siegburgs als außerordentlich störend“ empfunden worden seien, zumal die genannten Mühlen schon des längeren ihren Betrieb eingestellt hätten.
(Korte, Siegburger Mahlmühle, S. 278-280).

1973
Das Siegwerk erwirbt das restliche Gelände der ehemaligen Kattunfabrik
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

1988
denkmalpflegerische Aufnahme
Die heutigen Siegwerke Farbenfabrik Keller, Dr. Rung & Co. stehen an der Stelle der sich hier 1840 angesiedelten Kattundruckerei Siegfeld, Rolffs & Co., die von Köln nach Siegburg verlegt worden war. Mit der Gründung der Deutschen Photogravur AG Siegburg wurden die baulichen Anlagen mit produktionstechnischem Inhalt wesentlich verändert bzw. erneuert. Von Denkmalwert sind:
1. Das ehemalige Kontor- und Wohngebäude (Lageplan des Siegwerkes Nr. 2).
2. Die Villa Nr. 1 (Lageplan des Siegwerkes Nr. 150).
3. Die Villa Nr. 2 (Lageplan des Siegwerkes Nr. 151).
4. Die beiden sich auf dem Werksgelände befindenden Wohnhäuser für Angestellte.
5. Das nördlich, parallel zum Mühlengraben stehende Fabrikationsgebäude (als „Siegwerk“ bezeichnet), in den typischen Formen industrieller Architektur des späten 19. Jahrhunderts.
Obwohl sich die baulichen Anlagen (südlich des Mühlengrabens – Kopfbau als Nr. 40 bezeichnet) mit dem produktionstechnischen Inhalt im Laufe der Zeit wesentlich verändert haben bzw. erneuert, durch Krieg oder Brände zerstört wurden, ist ihr historischer Aussagewert, der die Lage der Keimzelle der Kattunfabrik wiedergibt, von großer Bedeutung, weshalb sie als bereichsprägend anzusehen sind.
Ehemaliges Kontorgebäude von 1841 (Nr. 2), heute Museum
3-geschossiger, 3-achsiger Bau auf rechteckigem Grundriß, die Fundamente und das Kellergeschoß bestehen aus Wolsdorfer Brocken, das Erdgeschoß zum Teil Wolsdorfer Brocken, zum Teil Ziegelfeldbrandmauerwerk, 1. Obergeschoß in Feldbrandmauerwerk, die inneren Trennwände und das 2. Obergeschoß, das verschiefert ist und später aufgestockt wurde, in Fachwerk; Fenster mit Segmentstürzen, neuere Dachgauben, Eingang von der rückseitigen Traufseite; heutige Nutzung: Museum.
Villa Nr. 1, 1852
Villa Nr. 2, 1862
unmittelbar nebeneinander anspruchsvolle, klassizistische Villenbauten, 2 ½-geschossig mit Mezzaningeschoß, flache Walmdächer, reicher klassizistischer Formendekor, Veranden und Pergolen; Raumstrukturen vollständig erhalten; Villa Nr. 1 wurde 1898 erweitert (farbiges Deckengemälde im Gartensaal); aller Wahrscheinlichkeit nach wurde der dazugehörende Park nach Fertigstellung der Villen angelegt (ehemals feuchte Siegniederung).
Die beiden Wohngebäude auf dem Fabrikationsgelände stammen aus der Zeit um 1860;
2-geschossige Putzbauten, in 4 bzw. 6 Achsen, mit Rundbogensprossenfenstern (Sohlbänke in Stein), Walmdächer.
Die Fabrikationsgebäude bezeichnen die Keimzelle und damit die Gründung des Werkes. Sie sind zentrale Bestandteile der Entwicklungsgeschichte des Siegwerkes.
Das südlich des Mühlengrabens gelegene Gebäude zeigt im Erdgeschoß Rechteckfenster, im aufgestockten Obergeschoß Rundbogenfenster, der rückwärtig anschließende Trakt ist 3-geschossig, beide Gebäude verbindet ein niedriger Sockel der 1930er Jahre; im Innern sind die Gebäude stark verändert bzw. entkernt und erfahren zur Zeit eine Umnutzung.
Das Gebäude, das als „Siegwerk“ bezeichnet ist und nördlich des Mühlengrabens verläuft, ist 4-geschossig, aus Backstein mit Lisenengliederung, Fenster mit Segmentstürzen, die Sichtgiebelfront wurde in den 1930er Jahren gestaltet. Der rückwärtige Gebäudeteil hat einen Versprung zum Mühlgraben, ist etwas niedriger.
Das Siegwerk ist bedeutend für die Arbeits- und Produktionsverhältnisse und hat als die erste größere Industrieanlage Siegburgs wesentlich ortsentwicklungsgeschichtliche Bedeutung, zugleich kommen den beiden spätklassizistischen Fabrikantenvillen von 1852 und 1862 in ihrer Stilreinheit als gut erhaltene Beispiele ihrer Zeit architekturgeschichtliche Bedeutung zu.“
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

ohne Datierung
denkmalpflegerische Beschreibung
„Das Siegwerk, als von der Gründung bis heute funktionierende Farbenfabrik, wirkt in der gesamten Anlage (Zuordnung der Baukörper und Freiflächen, Mühlengraben) so geschlossen und überzeugend, daß vorgeschlagen wird, hier einen Denkmalbereich auszuweisen, der Fabrik, Villen und Grünflächen in ihrem Erscheinungsbild schützt.
Folgende Baukörper werden als Denkmal angesehen:
das ehemalige Kontor- und Wohngebäude,
die beiden Villen mit Grünflächen,
die beiden sich auf dem Werksgelände befindenden Wohnhäuser für Angestellte,
das nördlich parallel zum Mühlengraben stehende Fabrikationsgebäude und der Mühlengraben.
Als bereichsprägend werden die südlich entlang des Mühlengrabens gelegenen Fabrikationsgebäude angesehen.“
(Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

Quellen

1 Zeitungsartikel (Korte, Siegburger Mahlmühle).
1 Zeichnung (Korte, Siegburger Mahlmühle).
4 Karten (Treptow, Mühlenstraße).
2 Zeichnungen (Treptow, Mühlenstraße).
3 Fotos vom Mühlengraben in Kopie (Römer, Mühlengraben).
1 Karte (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).
17 Fotos (Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G).

Quellen:
Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, A-G.

Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Zentrales Denkmälerarchiv, 23, Rhein-Sieg-Kreis, Siegburg, L-R.

Literatur:
Korte, Andrea:
Geschichte der Siegburger Mahlmühle im 19. und 20. Jahrhundert.
in: Heimatblätter des Rhein-Sieg-Kreises. Jahrbuch des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis e.V. 54./55. Jahrgang 1986/1987.
Siegburg o. J., S. 278-285.

Römer, Josef:
Die stille Stunde. Aus der Geschichte des Mühlengrabens.
(Beitrag in nicht erwähntem Sammelwerk, Exemplar derzeit in: Rheinisches Amt für Denkmalpflege, Archiv Technik- und Industriedenkmalpflege, Wassermühlen, Akte Schrecksmühle [spätere Neuzuordnung in Akte zu Siegburger Stadtmühlen möglich]).
o. O., o. J.

Treptow, Otto:
Untersuchungen zur Topographie der Mühlenstraße.
in: Finanzamt Siegburg.
Siegburg 1987, S. 15-42.

Antriebstyp
Standort

Alfred-Keller-Straße 55
Siegburg
Deutschland

Name

Walkmühle Siegburg = Siegwerke

Eigentümeraddresse

Deutschland