Sturm Antonia und die Windmühlen

Hallo Mühlenfreunde,

nach dem erste Nachrichten über Sturmschäden bzw. den Einsturz der Bockwindmühle Klettbach in Thüringen hier bei mir aufliefen, erwischte es auch unsere Mühle in Steinhude. Ein Teil des Windrosengetriebes ist in der Nacht von Freitag auf Samstag stark beschädigt worden. Ein Hauptlager des Antriebs ist zerstört und kann nur noch wenige Monate in diesem Zustand notgedrungen laufen mit ständiger Kontrolle. Das ist sowas von ärgerlich, da das Windrosengetriebe ja erst im August letzten Jahres aufwendig repariert worden ist. Dadurch hat unser Verein nun trotz damaligen Zuschüssen von der Stadt Wunstorf, von Privatspenden und vom Schaumburg-Lippischen Heimatverein kaum mehr finanzielle Mittel, die neue Reparatur selbst zu finanzieren. Der Austausch des Lagers macht die Demontage und Wiedermontage der Hälfte des Windrosengetriebes notwendig.
Ursache war nicht in alleine der Orkan, der in Steinhude mit ca. 140 Kmh gemessen wurde (damit waren wir wohl der einzige Ort in der Region Hannover, der auf der Wetterkarte nicht rot sondern lila ausgelegt war und knapp 20 Kmh unter "Kyrill" vom Januar 2007), sondern auch die zugenommene Bebauung und Bewaldung im Südwesten vor unserer Mühle. Aus dieser Richtung kam der Sturm in seiner zweiten Hälfte und brachte extreme Windverwirbelungen. Und weitere Bebauung in dieser Richtung steht noch für die Zukunft an. Als ich am Montag Morgen wieder einmal meine Sturmkontrolle durchführte, bewegte sich die Kappe im Minutentakt immer 20 cm nach rechts und wieder nach links, die Windrose kam nicht zwischendurch zur Ruhe und die eigentlich im Windschatten hängenden Bedienungsketten für Bremse und Jalousie schleuderten hin und her.
Nun ist mal wieder guter Rat teuer und wir werden nachdenken müssen, wie wir in Zukunft mit der Beeinträchtigung der Hauptwindrichtung umgehen! Aber es ist wieder einmal typisch: Alle mögen den schönen Anblick der Windmühle und die Kinder bekommen hier Unterricht zur Getreidekunde, viele haben die Mühle wiederentdeckt, als sie im April / Mai 2020 auf einmal statt im Supermarkt nur noch hier Mehl bekamen, nur an das Umfeld der Mühle hat niemand gedacht! Es wird Zeit, dass wir in Deutschland auch einmal wie die Niederländer nicht nur an den Erhalt der Windmühlen als technisches Kulturgut denken, sondern auch an den Erhalt deren natürlicher Umgebung!

Viele Grüße von Rüdiger.