Hallo Mühlenfreunde!
Wie Ihr wisst, wird die Windmühle in Sulingen-Labbus seit geraumer Zeit restauriert. Im April 2020 wurde die unter Verwendung von brauchbarer Originalsubstanz erneuerte Kappe aufgesetzt.
Dieses Jahr wurde um die Zeit des Mühlentags herum die Galerie erneuert und parallel wurden die Flügel instand gesetzt. Gestern und heute fanden erste Probedrehungen statt, bei denen ich die Bremse und Jalousieregelung ausprobieren konnte. Die Flügel liefen heute bis an die 60 Enden heran!
Eine Besonderheit der Labbuser Mühle ist, dass sie bis Mitte der 1980er Jahre unter Müller Henke, einen ausgewiesenen Fachmann, als relativ neuzeitlich eingerichtete Futtermittelmühle noch zeitweise mit Windkraft lief. Damit war sie die letzte mahlende Windmühle im Landkreis Diepholz. Henke war ein unglaublicher Tüftler und besorgte in den 1950er, 60er und 70er Jahren einiges an Material von nicht mehr betriebenen Mühlen der Umgebung, baute dieses in seine Mühle ein, und schuf somit einen funktionierenden Mühlenbetrieb. Die stählernen Flügel stammen z. B. aus Teilen der Mühlen Diepholz-Aschen und Haßbergen bei Nienburg. Die Ruten und Bruststücke haben inzwischen ein "biblisches Alter" für derartiges Material. Ein Paar Ruten sind originale Ruten der Firma Karl Kühl, vermutlich aus den 1930er Jahren. Sie konnten nach ordentlicher Revision jetzt wieder in Betrieb genommen werden.
Als zweite und aktuelle Besonderheit ist zu vermerken, dass die Mühle unter der Ägide des örtlichen Mühlenvereins momentan wieder zum Mahlen verzehrfähiger Produkte hergerichtet wird, wozu auch ein aktuelles Pilotprojekt des Vereins "Die Müllergilde e.V." in der befreundeten Windmühle Steinhude gute Dienste leistet.
Aus einer zur Wohnung umgebauten Windmühle in Japenzin in Vorpommern konnte zur Wiederherstellung des Mahlvorgangs eine nach dem Zweiten Weltkrieg installierte Feinmehlanlage, ein Walzenstuhl, geborgen werden. Aus dem Bestand der 1997 abgebrochenen Obermühle in Bad Münder, deren Technik vom Mühlenverein Bennigsen bei Hannover zum Teil gesichert wurde, konnte ein Zentrifugalsichter besorgt und in Eigenregie aufgearbeitet werden. Der original in der Mühle vorhandene Mahlgang erhielt zudem einen neuen Läuferstein und damit sind nun Voraussetzungen geschaffen, damit bald Getreidemehle produziert werden können.
Wir wollen den Aktiven des Labbuser Mühlenvereins mit einem fröhlichen "Glück zu" herzlich zu diesem großen Restaurierungsprojekt gratulieren!
Viele Grüße
Rüdiger Hagen